Freiwillige Feuerwehr der StadtLohmar

Unsere Einheiten: Lohmar, Breidt, Birk, Scheiderhöhe, Wahlscheid

Chronik

Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar

Löschzug Lohmar

"Dem Feuer zum Trutz, dem Volke zum Schutz"

I. Vorgeschichte: Aus der Zeit vor der Gründung 1923

Feuer, Quelle für Licht und Wärme, war schon immer eine Gefahr für Leib und Leben. Wie oft verloren unsere Vorfahren, die noch lange in Fachwerkhäusern aus Holz, Stroh und Lehm wohnten, ihr gesamtes Hab und Gut durch eine Feuersbrunst. Kein Wunder also, daß sich die Bevölkerung, auch ihre verantwortlichen Vorgesetzten, immer mehr zur Verminderung der Feuergefahren um vorbeugenden Schutz bemühten. So können wir im Lohmarer Nachbarschaftsbuch aus dem Jahre 1767 nachlesen: „Es soll kein Nachbar kleine, unmündige Kinder in die Nachbarschaft schicken, um Feuer zu holen. Auch soll jeder Nachbar alle Vierteljahre seinen Schornstein fegen und auch sonst vorsorgen, daß kein Brand entsteht, z. B. kein Stroh oder Heu in der Nähe einer Feuerstätte lagern.“

Schon bald, nämlich in der Zeit zwischen 1803 und 1805 erließ der Herzog von Berg die „Landesherrliche Feuerverordnung“, die den vorbeugenden Feuerschutz, die Feuerbekämpfung, die Verhaltensweisen der Bevölkerung und das Verfahren des Alarmierens per Glocke oder Hupe regelte.

Bürgermeister Franz von Gumpertz schrieb am 20. April 1812 an den Lohmarer Gemeinderat, dass die Gemeinde sofort zu versammeln sei, um ihr mitzuteilen, dass in Zukunft bei allen Bränden alle zum Löschen herbeieilen müssten.

Um das Löschen mittels Feuereimer zu erleichtern, wurde 1820 eine Spritze, die allerdings von vier Männern getragen werden musste, angeschafft. Sie ersetze man schon 1842 durch eine fahrbare Feuerspritze.

Abb. 1 - Feuerspritze um 1842

Untergebracht wurde sie in einem kleinen Spritzenhaus, das noch lange an der Hauptstraße zwischen der Mauereinfassung der Villa Friedlinde und dem Haus Dunkel stand.

Abb. 2 - Erstes Spritzenhaus in Lohmar – Zeichnung von Günter Klein

Die Wartung der Geräte übergab man Lohmarer Handwerkern, z.B. Schlossermeister Wilh. Pape und Schmiedemeister Peter Wimar Schneider. Probleme bereitete das notwendige Löschwasser. Dem aber schuf man Abhilfe dadurch, dass überall, wo kein fließendes Wasser z.B. aus Bächen vorhanden war, sog. Löschteiche angelegt wurden, die man zum Teil noch nach dem 2. Weltkrieg benutzte.

Das Ganze überwachte einsog. Spritzenmeister. Die Oberaufsicht behielt jedoch der Bürgermeister.

Ende 1889 beschaffte man unter Bürgermeister Peter Wilh. Orth für Lohmar eine Saugspritze V B, 20 Feuereimer, 2 Brandleitern von je 6 m Höhe und 100 m Druckschlauch.

So blieb das Feuerlöschwesen in Lohmar noch bis Anfang dieses Jahrhunderts. Auf Anfrage des Landrats bezüglich der Gründung einer Feuerwehr antwortete allerdings Bürgermeister Freiherr Karl von Francken am 14.2.1902: „Eine Feuerwehr ist in Lohmar nicht nötig. Brände kommen nur selten vor, und ein Löschen ist mit Hilfe der Nachbarschaft immer möglich gewesen. Feuerlöschgeräte sind vorhanden, werden viermal jährlich überprüft und mit einer Übung für die Männer, die mit der Spritze betraut sind, verbunden.“

Schon im nächsten Jahr wurden für Altenrath und Breidt fahrbare Brandspritzen der Nr. 14 F bei der Cölner-Feuerwehrgeräte-Fabrik Höing & Plug GmbH bestellt und angeschafft. Aber trotzdem lehnte man auch 1905 eine organisierte Feuerwehr ab.

Erst Amtsbürgermeister Ludwig Polstorff veranlasste die Herausgabe und In-Kraft-Setzung eines „Orts-Statuts, betreffend die Einrichtung des Feuerlöschwesens in der Bürgermeisterei Lohmar“ am 18.02.1908.

Abb. 3a - Ortsstatut zum Feuerlöschwesen in Lohmar, 18.02.1908

Abb. 3b - Polizeiverordnung dazu, 18.0.1908

Zum Dienst war jeder männliche Einwohner vom vollendeten 18. Bis zum vollendeten 50. Lebensjahr verpflichtet. Brandmeister wurde Peter Weingarten. Weitere Regelungen betrafen die Aufgaben (Gehorsamspflicht, Übungspflicht und Pflichten im Brandfalle), die Pflichten der Einwohner zur Gespann- und Wagengestellung, die Pflichten der Bewohner einzeln gelegener Höfe, die Beaufsichtigung des Feuerlöschwesens und Aufstellung der Listen der Feuerwehrpflichtigen. Diesem Statut war eine Polizeiverordnung beigefügt. Sie oblag dem damaligen Polizeisergeanten Adam Schug.

Am 19.12.1908 legte Bürgermeister Polstorff eine Liste aus, in die sich 63 Lohmarer Männer eintrugen, die gewillt waren, Feuerlöscharbeiten zu leisten. – Zu 6 größeren Bränden war es im gleichen Jahr in Donrath, bei Rothenbach und in Lohmar selbst gekommen. Eine geregelte, organisierte Feuerwehr wurde also immer notwendiger. – Im Mai 1909 wurden mehrere Dutzend Signalhupen der Firma Ludwig Gläsel aus Markneunkirchen angeschafft, und zwar für alle Gemeinden des Amtes Lohmar.

Abb. 4 - 2-töniges Signalhorn

Den ersten Versuch, eine freiwillige Feuerwehr beim Rheinischen Feuerwehrverband anzumelden, unternahm Polstorff am 22.11.1909. Aber der Gemeinderat war dagegen, auch gegen die Beschaffung weiterer Geräte und vor allem der Uniformen. Dessen ungeachtet versuchte Polstorff immer wieder von neuem, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, bis schließlich der 1. Weltkrieg eine Weiterentwicklung zunichte machte. Wohl gelang es Polstorff, einige Uniformen, bestehend aus Hose, Rock, Gürtel und Helm (mit kurzer Spitze; bei Feuer statt der Spitze mit Deckenschraube) zu beschaffen. Dieser Zustand blieb bis 1923.

 

II.  Von der Gründung bis heute

Entstehung der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar, Löschzug Lohmar

 

"Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr"

Bürgermeister Ludwig Polstorff hatte sich bereits mit dem Reg. Kassen-Inspektor a.D. und Offizier Heinrich Flamm, der in der Villa Friedlinde seinen Wohnsitz hatte, bezüglich der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Lohmar abgesprochen, als er am 3. März 1923 von der französischen Besatzungsmacht als missliebiger Beamter ausgewiesen wurde. Er durfte im November 1924 wieder nach Lohmar zurückkehren und übernahm ab 10.11.1924 wieder seinen Dienst.

In der Zwischenzeit aber hatte sich Heinrich Flamm mit einigen Lohmarer Männern zusammengefunden und mit ihnen die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr beraten. Ein Ergebnis kam endgültig am

1. Oktober 1923

zustande. In Zusammenarbeit mit Dr. Heinz Kreuzer aus Heppenberg (Vertreter Polstorffs vom 20.4.1923 bis 10.11.1924) und dem Lohmarer Gemeindevorsteher Wilhelm Schultes sowie dessen Vertreter Josef Eich bereitete Heinrich Flamm alles vor, um die Freiwillige Feuerwehr Lohmar mit 34 Mitgliedern am 1. September 1924 anmelden zu können. Am 15.9.1924 übernahm die Wehr die Satzung der städt. Freiwilligen Feuerwehr Siegburg, die den Lohmarer Verhältnissen angepasst wurde.

Abb. 5a - Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar, 18. September 1924

Abb. 5b - Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar, Seite 1

Abb. 5c - Satzung der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar, Seite 15 mit Datum und

Unterschrift des 1. Brandmeisters Heinrich Flamm

Die Anerkennung durch den Regierungspräsidenten erfolgte am 28. November 1925, nachdem die Lohmarer Wehr dem Provinzial-Feuerwehr-Verband am 5.12.1924 und dem Kreis-Feuerwehr-Verband am 12.12.1924 beigetreten war.

Heinrich Flamm, der am 1.9.1924 zum I. Brandmeister und mit ihm der Schlosser Johann Pape zum II. Brandmeister gewählt wurde bat Bürgermeister Polstorff im

Abb. 6 - Feuerwehrgruppe im Park der Villa Friedlinde, 1924

Von unten nach oben und von links nach rechts: Polizeisergeant Adam Schug, Joh. Heuser, Heinrich Boddenberg, Heinr. Flamm, Joh. PapeJakob Brodesseer, Joh. Schneppenheim, Willi Schneppenheim, Wilhelm Schmitz, Peter Lüdenbach, Heinrich Pütz, Jakob Berg, Theo Schopp, Otto Schug

Frühjahr 1925 um eine Bespannung der Spritze und um einen Leiterwagen zur Beförderung der Mannschaft bei auswärtigen Bränden. Dieser Bitte wurde dadurch entsprochen, dass man die Gemeinden Altenrath, Breidt, Halberg, Inger und Scheiderhöhe verpflichtete, bei Feuerausbrüchen ein Pferdegespann zu schicken, um Spritze und Löschmannschaft abzuholen. Für Lohmar entstand am 14.1.1926 eine Liste zur Gestellung von Pferden und Wagen durch die ansässigen Landwirte. Mittlerweile hatte Brandmeister Flamm aus Gesundheitsgründen sein Amt niedergelegt, und am 20.5.1926 wählte man den Schlosser Johann Pape zum Nachfolger (zu dessen Vertreter Hugo Steimel, Landwirt), der am 12.10.1926 auch die polizeilichen Rechte erhielt. Ende 1938 wurde er zum Hauptbrandmeister, 1940 zum Obertruppführer und 1941 zum Amtswehrführer ernannt.

Abb. 7 - Brandmeister Johann Pape

Beim Einzug ins neue Spritzenhaus, das im Sommer 1926 zwischen der Schule (Alte Schule Kirchstraße, heute DRK u. Malteser-Hilfsdienst) und Haus Knipp (heute Raumdesign u. Dekorationsgeschäft) fertig gestellt worden war, verfügte die Lohmarer Feuerwehr über eine fahrbare Spritze mit Saugwerk, 6m Saugschlauch,

Abb. 8 - Spritzenhaus in der Kirchstraße, Zeichnung von Günter Klein

75m Druckschlauch, 2 Strahlrohre, 10 Wassereimer, 1 Ausziehleiter, 2 Hakenleitern, 1 Steigerlaterne, 5 Steigerausrüstungen, 2 zweitönige und 6 eintönige Signalhupen sowie 6 Schrillpfeifen, außerdem Schaufeln, Kreuzpicken, Schlauchhaspeln und natürlich die entsprechenden Uniformteile.

Abb. 9 - Feuerwehrgruppe, ca. 1932, von links nach rechts

kniend: H. Kirschbaum, W. Kümmler, W. Werner, J. Dreck

stehend: Brandmeister Joh. Pape, J. Krieger, F. Pütz, H. Gorissen, Th. Schopp, A. Schreiber, J. Ennenbach,

H. Wolter, H. Kruft, J. Berg, W. Höndgesberg, A. Kirschbaum, P. Pape

Bei Ausbruch eines Brandes musste – und muss auch heute noch – Feueralarm gegeben werden. Dazu lief in früherer Zeit ein Feuerwehrmann hornblasend durch Straßen und Gassen, später fuhr er auf dem Fahrrad und in den 30er Jahren auf dem Motorrad durch den Ort, bis dies kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges durch Sirenen abgelöst wurde. Peter Pape, Jean Krieger und Wilhelm Höndgesberg waren solche „Hornisten“. Aber auch auf anderen Gebieten wurde die Arbeit der Feuerwehr leichter und handlicher: Schon 1937 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Lohmar das erste Kraftfahrzeug, einen Mannschaftswagen mit dem Kennzeichen „Pol“ für Feuerlöschpolizei, denn so hieß mittlerweile die Feuerwehr. Zur weiteren Fortbildung und Information bezog man ab 1937 „Die Feuerlöschpolizei“, das amtliche Organ für das gesamte Feuerlöschwesen, und die Zeitschrift „Der Rheinische Feuerwehrmann“. – Für den ausgeschiedenen 2. Brandmeister Hugo Steimel wurde Fritz Pütz zum Löschmeister ernannt.

Es dauerte jedoch noch bis 1940, als die Handdruckspritze gegen eine Motorspritze ersetzt wurde. Ein Probealarm ergab, daß 27 Feuerwehrmänner und die Motorspritze in 20 Minuten am Brandort waren. Schließlich erhielt die Lohmarer Wehr am 20.07.1942 eine neue Motorspritze mit Transportwagen, das Löschgruppenfahrzeug LF 8.

Abb. 10 - Löschfahrzeug LF 8

Aus jener Zeit, genau vom 21.5.1941, stammt folgende Mitgliederliste:

In den nächsten Kriegsjahren verringerte sich durch zunehmende Wehrerfassung die Anzahl der Mitglieder so stark, dass Truppführer Lützenkirchen – ab 1942 Obertruppführer – gezwungen war, ab 1943 auch weibliche Helferinnen einzusetzen. So entstand die Lohmarer Damenfeuerwehr, die nach kurzer Ausbildung des öfteren eingesetzt wurde, z. B. nach einem Bombenabwurf in Wielpütz, wo 2 Kinder verschüttet wurden; bei einem Brand am Wiesenpfad in Lohmar, wo eine Frau im Bett verbrannte; und nach einem Brandbombenabwurf auf dem Böttnerhof in Hallberg. Ihr größter und wohl auch schlimmster Einsatz geschah beim Luftangriff auf Troisdorf am 29. Dezember 1944, bei dem es über 300 Tote gab. Hier wurde die Damenwehr im und am Troisdorfer Krankenhaus, Schloßstraße, das damals auch schwer getroffen wurde, eingesetzt. Viele Helferinnen konnten erst am nächsten Tag nach Lohmar zurückkehren, Gottlob unversehrt.

Abb. 11 - Damenfeuerwehr 1943, von links nach rechts

W. Lützenkirchen, Kath. Schönenborn (Löhre), Hilde Schwammborn (Kann),

Käthe Scheiderich (Altenrath), Elisabeth Schopp (Scheiderich), Agnes Harnisch +,

Margarete Becker (Hesseler), Margarete Hagen (Klug), Alwine Voigt +

Zu dieser Damengruppe zählten: Käthe Altenrath, Gerta Bürvenich, Maria Eschbach, Gertrud Hallberg, Agnes Harnisch, Margarete Hesseler, Lieselotte Heuser, Hilde Kann, Elisabeth Klein, Margarete Klug, Helma Mailänder, Änne Pohl, Elisabeth Scheiderich, Katharina Schwamborn und Alwine Voigt.

Abb. 12 u. 13 - Damenfeuerwehr 1944

Elisabeth Müller (Klein), Maria Eschbach, Agnes Harnisch +

Eine besondere Ehrung erhielt die damalige Damenfeuerwehr, die sofort nach Kriegsende aufgelöst wurde, bei der Feier des 60. Stiftungsfestes am 05. Juni 1983.

Abb. 14 – Ehrung der Damenfeuerwehr 1983 beim 60jährigen Stiftungsfest

Von links nach rechts: W. Söntgerath, Margot Schrage (Heuser), Helma Zimmermann (Mailänder),

Hilde Schwammborn (Kann), Käthe Scheiderich (Altenrath), Elisabeth Schopp (Scheiderich), Maria Eschbach

Nach dem 2. Weltkrieg begann – wie überall – der Wiederaufbau, auch der Lohmarer Feuerwehr. Durch die Beschlagnahme des schon erwähnten Löschfahrzeuges LF 8 seitens der Besatzungsmächte wurde man um Jahrzehnte zurückversetzt. Dieser Zustand dauerte an bis 1951, als endlich ein gebrauchtes Löschfahrzeug LF 8 wieder angeschafft werden konnte. Jedoch sollte es noch 10 Jahre dauern, bis es durch eine modernere Ausrüstung – das Tanklöschfahrzeug TLF 16 – zu einer beträchtlichen Erhöhung der Einsatzkraft der Lohmarer Wehr kam. Dieses Spritzenfahrzeug wurde genutzt bis 1983, als es durch das TLF 16/25 abgelöst wurde, ein Tanklöschfahrzeug, das heute noch im Dienst steht. Schon 1964 kam ein LF 16 TS, erneuert 1986, hinzu. Diese beiden Spritzen ergänzte man 1985 durch einen Rüstwagen RW 1 für technische Hilfen bei Unfällen, 1990 durch einen Gerätewagen GWG (z. B. zur Beseitigung von Chemikalien) – 1996 an die Löschgruppe Breidt abgegeben -, 1991 durch einen Einsatzleitwagen ELW 1 und 1996 durch eine Drehleiter DLK 23/12, die der Lohmarer Wehr vom Flughafen Köln-Bonn geschenkt wurde.

Diese Fahrzeuge und Geräte mussten natürlich auch untergebracht werden. Das alte Spritzenhaus in der Kirchstraße neben der Schule (siehe Abb. 8) war inzwischen zu klein geworden, und außerdem mangelte es an einer zusätzlichen Lehrerwohnung, die man hier errichtete (heute Wohnung Kirchstraße 13). Ein neues Feuerwehrgerätehaus wurde am alten Marktplatz an der Mittelstraße (heute Rathaus, Rathausstraße), das 1947 fertig gestellt war, bezogen. Hier standen zwei Hallen und außerdem noch zwei Wohnungen zur Verfügung. Darüber hinaus konnten Geräte und Fahrzeuge auf dem Marktplatz vorgeführt und erprobt werden.

Abb. 15 – Feuerwehrgerätehaus am alten Marktplatz 1960

1965 begann der Rathausbau, und wieder musste die Feuerwehr umziehen, und zwar wieder zur Schule Kirchstraße. Der Umzug der Schule vom Kirchdorf in die modernen Räume der Waldschule war mittlerweile beendet, so dass auf dem alten Schulhof drei Gerätehallen gebaut werden konnten. So waren ausreichend Unterstellmöglichkeiten gegeben. Außerdem standen im alten Schulgebäude ein Schulungsraum und zwei Dienstwohnungen zur Verfügung. Damit war ein schnelles Ausrücken der Wehr bei Einsätzen und Hilfeleistungen, sowie praktische und theoretische Ausbildung gewährleistet. Da auch das DRK und der Malteser Hilfsdienst hierhin verlegt wurden, entstand bald wieder Platzmangel. Dies aber löste die Gemeinde Lohmar durch den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses im Lohmarer Dreieck, das im März 1982 eingeweiht werden konnte. Hier erhielt die Freiwillige Feuerwehr Lohmar endlich ein großzügiges, ihren vielfältigen Aufgaben gerecht werdendes Angebot an Räumlichkeiten: eine große, viertürige Fahrzeughalle, einen ca. 100 m² großen Schulungsraum, zwei Büroräume für Löschzug und Gemeinde- bzw. Stadtbrandmeister, eine moderne Küche, einen Funkraum, einen eigenen Raum für die Jugendfeuerwehr und die notwendigen Sanitärräume.

Abb. 16 – Neues Feuerwehrgerätehaus am Lohmarer Dreieck

An aktiven Mitgliedern mangelte es der Lohmarer Feuerwehr nie. Trotzdem gründete man 1964 die Jugendfeuerwehr mit dem Ziel, keine Nachwuchssorgen zu bekommen. Nach Vollendung des 10. Lebensjahres können schon Kinder in diese Gruppe aufgenommen werden. Mit anfänglich spielerischen Einsätzen und Schulungsnachmittagen, veranstaltet vom jeweiligen Jugendwart, werden sie allmählich herangebildet, so dass sie mit 17 Jahren in den Kreis der Aktiven aufgenommen werden. Als Jugendwarte betätigten sich Josef Bürling, Herbert Mohr, Stefan Höndgesberg, Wilfried Meng, Jürgen Barlow, Achim Gerhards und Rainer Schmitz. Durchschnittlich werden jährlich 2-3 Jugendliche in die Wehr übernommen.

Abb. 17 – Die Lohmarer Jugendfeuerwehr

Hauptaufgabe der Feuerwehr ist die Bekämpfung von Schadensfeuern – verursacht durch Blitzschlag, technische Defekte, Brandstiftung, Selbstentzündung oder menschliches Fehlverhalten. Das Feuerlöschwesen – an sich schon uralt – entwickelte sich von der Handdruckspritze (siehe Abb. 1) über die Dampfspritze zum heutigen benzin-elektrischen Löschfahrzeug, ausgerüstet mit eingebauten Löschmittelbehältern, die gefüllt sind mit Wasser, Schaum, oder Trockenlöschmittel. Brennbare, feste Stoffe, wie z.B. Holz, können mit Wasser, brennbare Flüssigkeiten, wie z.B. Öl, nur mit Schaum oder Trockenlöschmittel gelöscht werden. – Aber neben dieser Hauptaufgabe entstand in den letzten 50 Jahren noch viele andere Einsatzverpflichtungen wie technische Hilfeleistung bei Unfällen, Überschwemmungen, Explosionen, Umweltkatastrophen und Giftgasalarm. – Von den Anfang 1998 registrierten 47 aktiven Feuerwehrleute besitzen 34 einen Funkmelde-Empfänger, die bei jedem Einsatz angewandt werden. Die Feuer- und Rettungsleitstelle Siegburg wählt je nach Schadenslage eine entsprechende Kodierung: Entweder werden nur 10 oder 34 oder alle Feuerwehrleute durch Sirenenalarm zum Einsatz gerufen.

Man spricht zwar nur einfach von der „Feuerwehr“. Jedoch sollte man auch wissen, dass es hier Unterschiede gibt: Da ist zunächst einmal die Berufsfeuerwehr, bestehend aus Beamten des feuertechnischen Dienstes (meist in Großstädten) und die freiwillige Feuerwehr, in der Regel bestehend aus ehrenamtlich tätigen Einsatzkräften. Können in einer Stadt oder Gemeinde die Feuerwehrpflichten auf diese Weise nicht erfüllt werden, kommt es zur Pflichtfeuerwehr, gebildet aus dienstverpflichteten, nebenamtlich tätigen Einsatzkräften. Nach diesen Bemerkungen können wir in Lohmar stolz darauf sein, nun schon seit 75 Jahren eine gut funktionierende Freiwillige Feuerwehr zu haben, und alle Bürger sollten den Mitgliedern dieser Wehr danken; denn es sind immerhin 70 – 90 Einsätze jährlich zu verzeichnen, Einsätze bei Tag und Nacht, oft verbunden mit persönlichen Opfern im Dienste des Nächsten.

In diesem Zusammenhang sei an zwei Großeinsätze erinnert: In den frühen Morgenstunden des Karfreitages 1974 (12. April) kam es zu einem Millionenschaden bei einem Großfeuer in Lohmar. Das Sägewerk Sauer, neben der damaligen Fabrik Fischer gelegen, brannte total nieder. Nach dem Sirenenalarm traf als erste die Lohmarer Feuerwehr ein, dann folgten die Wehren aus Siegburg und den Lohmarer Außengemeinden. Über 100 Wehrleute waren im Einsatz. Dabei wurden zunächst die anliegenden Wohnhäuser und eine Werkhalle der Firma Fischer vor dem Übergreifen des Feuers abgesichert. Das Sägewerk aber ging völlig in Flammen auf. Von allen Seiten kämpften sich die Feuerwehrleute an den Brand heran, der nach stundenlangen Einsatz gelöscht werden konnte. Wie die Polizei feststellte, war Brandstiftung die Ursache. So jedenfalls berichteten alle Tageszeitungen.

Am 28. Nov. 1981 hieß es in der Rhein-Sieg-Rundschau: „Piper stürzte im Schneesturm ab. Drei Stunden verzweifelte Suche nach vermisstem Flugzeug. Suchmannschaften fanden Wrack und zwei Tote im Wald auf der Lohmarer Höhe“.

Bei dem „Piper“ handelte es sich um ein zweimotoriges Sportflugzeug, nach dem zunächst auf der Wahner Heide gesucht wurde. Dann weitete man die Suche auf den Lohmarer Wald aus, und schließlich fand die Besatzung eines Mannschaftstransportwagens der Lohmarer Feuerwehr die abgestürzte Maschine. Sie hing aufgerissen im Holzbachtal bei Lohmarhohn. Im Cockpit fand man die Leichen einer Frau und eines Mannes. Die Bergungsarbeiten gestalteten sich schwierig, da das Flugzeugwrack an einem Abhang lag, und das Cockpit senkrecht zwischen zwei Bäumen hing. Die Freiwillige Feuerwehr Lohmar bewachte die Absturzstelle bis zum nächsten Tag, an dem die weiteren Untersuchungen stattfanden.

Trotz all dieser Aufgaben und vielen Einsätze, Versammlungen, Sitzungen, Übungen und Ausbildungslehrgängen (Grundlehrgang TM1 in Lohmar, Lehrgänge für Atemschutz usw. auf Kreisebene, Gruppenführer- und Jugendwartlehrgänge in Münster an der Landesfeuerwehrschule) machte sich die Freiwillige Feuerwehr Lohmar auch im sozialen und gesellschaftlichen Leben verdient:

Sie übernahm von Anfang an die Organisation und Durchführung des Martinszuges- und festes mit dem traditionellen Martinsball. Diese Tradition wurde lediglich im Dritten Reich unterbrochen. Im November 1935 ging für viele Jahre der letzte Martinszug von der Schule Kirchstraße zum Sportplatz am Burgweiher, wo das Martinsfeuer entfacht wurde. Dieser Brauch wurde 1946 wieder aufgenommen und seitdem lückenlos aufrecht erhalten mit einer Ausnahme: 1968 fiel der Martinszug aus, weil die Lehrerschaft eine Teilnahme abgelehnt hatte und somit nach Meinung der Elternpflegschaft keine genügende Sicherheit gegeben war. Dieser Streit konnte jedoch geschlichtet werden, so dass in den nächsten Jahren wieder alles ordnungsgemäß verlief. Wie die Kinderzahl stieg zeigt ein Vergleich der Anzahl der „Weckmänner“. Kam man 1967 mit 900 Wecken und 2500 Martinslosen aus, so waren es 1974 schon 1900 Wecken und 6000 Lose. Außerdem legte die Feuerwehr auch den Zugweg und den Platz für das Martinsfeuer fest, sorgte für den Darsteller des Heiligen Martin und ein dazu gehöriges Pferd, ferner für die notwendigen Musikkapellen. Martinsdarsteller war lange Zeit Theo Schopp. Ihm folgten Willi Kron, Helmut Mock und Norbert Schulze.

Abb. 18 – St. Martin zu Pferd

Das es hierbei auch zu kleinen Pannen kommen konnte, zeigte eine Begebenheit aus dem Jahre 1981: noch ehe sich der Martinszug in Bewegung setzte, stürzte der „Hellije Zinte Mäetes“ (St. Martin) vom Pferd, das beim ersten Ton der Musikkapelle scheute und durchging. Beim Sturz verletzte sich St. Martin so sehr, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Ein anderer Feuerwehrmann übernahm die Rolle des St. Martin – allerdings zu Fuß. Dies blieb bis heute einmalig.

Eine fast genauso lange Tradition hat die jährliche Nikolausfeier, veranstaltet für die Kinder der Aktiven. Nur in wenigen Jahren wurde auf die Feier verzichtet, da es an Kindernachwuchs mangelte. In solchen Zeiten wurden dann aber die wenigen Kinder vom Nikolaus zu Hause aufgesucht. St. Martin- und Nikolausdarsteller waren meist dieselbe Person. Vor nunmehr 27 Jahren, also 1971, kam es durch Heirat eines Aktiven der Lohmarer Wehr mit einer Dame aus Ostheim v.d. Rhön zu einem freundschaftlichen Verhältnis zur dortigen Freiwilligen Feuerwehr. Gegenseitige Besuche, verbunden mit Erfahrungsaustausch, gehören seitdem zur jährlichen Tradition. Im Mai d. J. konnte die Ostheimer Wehr bereits ihr 120-jähriges Bestehen feiern. Möge die Verbindung also noch recht lange bestehen bleiben.

Da die Feuerwehr – wie wir schon gehört haben – einen Beruf darstellt, hat sie selbstverständlich auch ihren Schutzpatron, den hl. Florian: er war Offizier bei den Soldaten des röm. Statthalters von Nurikum (röm. Gebiet der Ostalpen) und wurde um das Jahr 304 in der Enns (Nebenfluß der Donau in Österreich) ertränkt, weil er gefangenen Christen helfen wollte (Namensfest am 04. Mai 1998). Kein Wunder also, dass die Lohmarer Wehr auch im Besitz einer holzgeschnitzten Figur dieses heiligen ist. Dargestellt ist er als Soldat, der mit einer Hand ein brennendes Haus löscht und in der anderen Hand einen Schutzschild mit dem Lohmarer Wappen hält, auf dem Sockel die Jahreszahlen 1923 – 1963. Und – kaum zu glauben:

Dieses Schmuckstück wurde bei der Feier zum 50-jährigen 1973 entwendet. Im Protokoll vom 13.06.1973 heißt es: „Nun galt es noch, unseren Florian wieder herbeizuschaffen, der uns auf unserem 50-jährigen Gründungsfest (01. – 03.06.1973) abhanden gekommen ist. Mittlerweile weiß man, wo sich der Kerl herumtreibt und durch Freikaufen wieder in unseren Besitz gelangen kann. Spontan machen sich sämtliche Feuerwehrkameraden auf den Weg zu Steinbach (damaliger Besitzer des Restaurants „Lohmarer Hof“), wo er inzwischen Quartier bezogen hat, um unseren Schutzpatron unversehrt wieder in Empfang zu nehmen.“ Seitdem wird er gehegt und gepflegt und steht heute wohlbehütet und verschlossen in einer Glasvitrine im Schulungsraum des neuen Feuerwehrgerätehauses.

Dieser geschichtliche Überblick der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar-Ort mag deutlich gemacht haben, mit welchen Anfangsschwierigkeiten man zu kämpfen hatte, aber auch wie notwendig diese Einrichtung war, ist und bleibt. Möge deshalb unsere Feuerwehr auch in Zukunft stets genügend Nachwuchs und Kraft erhalten, um auch weiterhin uns allen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln zu können. Dafür sei ihr ein ganz besonderer Dank ausgesprochen.

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Quellenangaben:

Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar, Löschzug Lohmar (Protokollbücher, Alben, Sammlung von Zeitungsausschnitten u.a.)

Stadtarchiv Lohmar (Bestand VI, VIII, 4, 25; VI, VIII, 5, 25, VI, VIII, 9, 25; VI, VIII, 10, 25; VI, VIII, 11, 25; VI, VII, 12, 5)

Privatarchiv des Verfassers: (Festschriften der Freiwilligen Feuerwehren aus Lohmar 1973, 1983, 1993; aus Scheiderhöhe 1987 und aus Siegburg 1981; Dokumentation „Lohmar im Dritten Reich“ 1997)

Bildmaterial:   Bild 1 aus Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Siegburg

Bild 2 und 8 Zeichnungen von Günter Klein

Bild 3 – 5 Stadtarchiv Lohmar

Bild 6, 9, 10, 16 – 19 Freiwillige Feuerwehr Lohmar

Bild 7, 11 – 15 aus Privatbesitz

Wappen der Stadt Lohmar:

Wappen der Stadt Lohmar

Datum:

Mittwoch, 11.12.2024

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